Robert Förg
Mein spiritueller Weg
Wie bei so vielen von uns, begann mein Weg ins Leben mit schwer traumatisierenden Erfahrungen, die mich in ein tiefes Gefühl von Einsamkeit und Isolation geführt haben. Somit wurde der Samen gepflanzt für die Sehnsucht nach Verbundenheit mit etwas Größerem und die Suche danach nahm ihren Anfang. Als Ministrant hoffte ich, einem tieferen Sinn zu begegnen und erkannte recht schnell das ich in traditionellen Religionen, wie sie in unserer Gesellschaft gelebt werden, nicht finden werde wonach ich suchte.
Mit 18 Jahren wurde aus dieser Sehnsucht eine ernste Suche nach mir selbst und Ich verlor mich im Extremsport, in Drogen, in Frauen, auf Reisen und letztendlich auch in der Spiritualität.
Da ich immer wieder ein kurzes Aufflammen des Glücks erfuhr, blieb ich auf diesem Weg. Doch hatte all das was ich tat unterbewusst das Ziel, mein Leben „besser“ zu machen oder mich selbst außergewöhnlicher zu fühlen. Ich trieb Extremsport und bewegte mich hier immer an meiner Leistungsgrenze um mich selbst zu spüren – ohne zu bemerken, wie oft ich über mich selbst hinweggegangen bin und mein System so darauf trainierte meine Grenzen zu missachten.
2010 machte ich mit der Ausbildung zum Wildnis Pädagogen einen ersten großen Schritt in die Naturverbindung, weg vom Leistungsgedanken am Berg und der Natur als Sportplatz. Ich lernte das Mit-der-Natur-seins.
Mit 41 Jahren entdeckte ich den ganzen Globus als eine Möglichkeit mich bewusst und genussvoll mit der Natur zu verbinden. Ich bereiste viele Länder und nahm mir Zeit mich selbst in der Natur zu spüren ohne Leistungsgedanken dahinter.
Diese Auszeit war für mich das erste Mal, dass ich meine Firma über einen so langen Zeitraum alleine gelassen habe. Die Angst, dass es ohne mich nicht läuft, war groß. Die Erfahrung, völlig neue Wege zu gehen und dabei finanziell versorgt zu sein hat mein Vertrauen ins Leben tief gefestigt und ich fühle eine große Dankbarkeit mit diesem Glück gesegnet zu sein.
Mit 45 Jahren hatte ich einen Lawinenunfall, der mich aus meinem alten Leben herauskatapultierte. Gesellschaftlich betrachtet war alles perfekt : Ich hatte eine florierende Firma, war verheiratet und hatte viel Zeit für den Bergsport. Dennoch war ich innerlich unzufrieden, unbewusst immer noch auf der Suche und habe dieses Gefühl des noch-nicht-angekommen-seins mit sehr viel Alkohol und Drogen kompensiert. Rückblickend habe ich das Gefühl, dass ich mir diesen Unfall unbewusst kreiert habe. Denn jetzt erkenne ich, das mich das Leben damit gerettet hat.
Ich lag zwei Wochen in Koma und schwebte zwischen Leben und Tod. In dieser Zeit hätte ich sterben können und ich habe mich zutiefst und zweifellos für das Leben entschieden. Diese zwei Wochen waren eine sehr intensive Zeit, in der mir sehr viele Dinge gezeigt wurden, die nicht richtig liefen in meinem Leben.
Ich bekam eine zweite Chance in den Fluss des Lebens einzusteigen und eines wurde mir deutlich : Ich wollte nicht mehr zurück in mein altes Leben! Gleichzeitig wusste ich, dass ich mich mit meinen Schattenseiten und frühen Traumata auseinandersetzen musste, um nicht wieder in ein gleiches Fahrwasser zu geraten. Ich bediente mich verschiedenster Möglichkeiten mein Leben aufzuarbeiten mit allem was ich bisher mitbrachte und suchte danach alles aufzudecken um wirklich von Grund auf sehen zu können wer ich eigentlich bin und wohin es mich führt.
Im Sommer 2014, nach meinem Unfall ging ich auf Visionssuche , hier zeigte sich ein klares Bild in den Dienst als Wegbegleiter zu gehen. Diesem Ruf bin ich danach konstant gefolgt und habe den Weg der Selbsterkenntnis intensiv begangen. Die Schattenarbeit und die Verbindung mit der Natur sind heute das was ich von ganzem Herzen mitbringe und teile. Auch das bewusste Reisen und Arbeiten mit Pflanzen hat mich in tiefer Demut gehen lassen und mich mit großem Vertrauen gestärkt, mich auf das neue Leben in Berufung voll einzulassen.
Während dieser intensiven Selbsterforschung durfte ich verschiedene, tiefe Erfahrungen machen die vor allem mein Herz wieder ausgedehnt haben und ich erkennen konnte wie verletzt es war. Erst im Nachgang habe ich durch diese Öffnung verstanden, wie wichtig es ist in Liebe zu handeln und sich dadurch leiten zu lassen. Diese Erfahrung war für mich der Anfang, mich selbst in der Tiefe zu fühlen – und lieben zu lernen. Durch diese Erfahrung der Selbstliebe wurde mir erstmals bewusst, wie sehr ich mich Jahrzehnte lang mit Dingen gequält hatte, die mir vermeintlich Freude bereiteten.
Die Begleitung von Menschen begann im Jahre 2011 mit meinem Ziehsohn. Er veranlasste mich dazu mich als Vorbild wahrzunehmen und meinen Dienst als Lebensbegleiter erstmals zu sehen. Ich bin heute zutiefst dankbar für diese Einladung vom Leben, in Empathie und Fürsorge eingetaucht zu sein und sehe mich selbst als Impulsgeber Menschen auf ihrem Weg zu bestärken und zu unterstützen.
Seit einigen Jahren begleite ich immer mehr Menschen auf ihrem Weg und in ihren Prozessen. Besonders aber liegt mir die Arbeit mit den Männern am Herzen. Mein Lehrer Equiano hat mich hier ganz besonders unterstützt, sodass es mir durch meinen eigenen Erkenntnisweg möglich wurde das Mann-sein in der Tiefe viel besser zu verstehen und wirklich zu leben. Heute bin ich eingetaucht in das was es bedeutet ein präsenter Mann zu sein in dieser Gesellschaft, die in meinen Augen ein großes Defizit hat an Vorbildern für junge Männer.
Und es ist mir ein Herzensanliegen diesen Weg für andere zu eröffnen und zu begleiten, in ein wahrhaftiges Mann-sein hineinzuwachsen. Wie wir wirklich fühlen. Und wie stark die Tendenz ist, sich von den eigenen Gefühlen abzuschneiden, da für Gefühle im Mann kaum ein Raum angeboten wird.
Diese Arbeit hat mich selbst besser verstehen lassen was ein Mann kultivieren darf um auch eine Frau in ihrem wahren Frau-sein sein zu lassen. Eine zutiefst empathische Präsenz beider Wesen in uns selbst führt auch zur Heilung und Annäherung beider Wesen außerhalb von uns. Mein Band zur Weiblichkeit wurde über die Jahre so sehr „geklärt“ das ich heute beobachten kann wie der Frieden und die Präsenz für beide Seiten in mir gewachsen ist und das erfüllt mich zutiefst mit Dankbarkeit und gibt mir die Kraft diesen Pfad in Sanftheit weiter zu beschreiten.
Heute gehe ich den Weg des friedvollen Kriegers. Als Mann. Kraftvoll. Gefühlvoll. Mit offenem Herzen und wachem Geist. Ich danke jedem Menschen der mich auf diesem Wege begleitet und auch jedem Menschen den ich auf seinem Wege begleiten darf.